Für das Praktikum als Schnittstelle zwischen Bildung und Beruf gibt es verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen. Das bekannteste Praktikum ist wahrscheinlich das Schulpraktikum. Neben diesem „Pflichtpraktikum“ gibt es aber noch weitere Praktikumsarten, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, über unterschiedliche Kanäle beworben werden und verschiedenen Bestimmungen unterliegen.
Schulpraktikum
Das klassische Schulpraktikum kann zwischen einem Tag und mehreren Wochen dauern und soll den Übergang von der Schule in die Ausbildung bzw. in das Studium erleichtern.
Dabei gilt zu beachten: Schulrecht ist Länderrecht. Aus diesem Grund unterliegen die Regelungen zu schulischen Praktika den Vorgaben der Bildungs- und Kultusministerien der Bundesländer. So gibt es in den meisten Bundesländern zusätzlich unterschiedlich geregelte Vorgaben zur Ausbildungs- und Studienorientierung oder zur Berufsorientierung. Beispielsweise erhalten in NRW Schülerinnen und Schüler in der Berufsfelderkundung (BFE), einen Einblick in die Arbeitswelt.
Darüber hinaus sehen häufig schulische Bildungsgänge an Berufskollegs betriebliche Praxisphasen in unterschiedlichem Umfang vor. Sie dienen dem Erwerb eines Abschlusses oder sollen für Teilnehmende den Bezug zur Arbeitswelt herstellen.
Veranstaltungen zur Berufsorientierung
Darüber hinaus gibt es (regionale) Veranstaltungen zur Berufsorientierung. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür ist der bundesweite Girls’Day bzw. Boys’Day, an dem Unternehmen Schülerinnen und Schülern einen Schnuppertag in verschiedenen Berufen zur Berufsorientierung anbieten können.
Informationen zu weiteren Veranstaltungen finden Sie bei Ihrer berufsständischen Kammer.
Freiwilliges Praktikum
Das freiwillige Praktikum kann unabhängig von offiziellen Maßnahmen beispielsweise in den Ferien, als ein Probetag oder nach der Schule durchgeführt werden.
Es kann vor einer Ausbildung oder vor einem Studium stattfinden, um die Zeit nach dem Schulabschluss sinnvoll zu überbrücken oder bereits früh berufliche Erfahrungen zu sammeln. Das freiwillige Praktikum kann direkt von Ihnen und mit der Person, die ein Praktikum absolvieren möchte, organisiert werden.
Langzeit- / Jahrespraktikum
Sofern Sie unsicher sind, ob die bewerbende Person bereits dem direkten Einstieg in eine Ausbildung gewachsen ist, und zur Vorbereitung auf eine Ausbildung bietet sich beispielsweise eine Einstiegsqualifizierung (EQ) an. Diese kann in vielen Fällen (je nach Bewerber oder Bewerberin) durch die Agentur für Arbeit / das Jobcenter gefördert werden.
Dauer: mindestens 6 bis maximal 12 Monate.
Üblicherweise vermitteln Sie den Teilnehmenden bereits einige Inhalte der Ausbildung (unterhalb des Ausbildungsniveaus). In vielen Branchen erfolgt dies inhaltlich durch Qualifizierungsbausteine bzw. nach den Vorgaben der zuständigen Stellen. In der Regel wird dann auch bereits die Fachklasse am Berufskolleg besucht. Bitte nehmen Sie vorab Kontakt zu Ihrer zuständigen Stelle auf, da u. U. nicht in allen Berufen eine EQ möglich ist.
Bei den vorgestellten Praktikumsarten gibt es unterschiedliche Rahmenbedingungen hinsichtlich vertraglicher und (sozial-)versicherungsrechtlicher Gesichtspunkte (Rechte und Pflichten). Denn auch wenn ein Praktikum mit seinem berufsqualifizierenden und berufsorientierenden Charakter eher als Lernverhältnis zu sehen ist, entsteht insbesondere bei längeren Praktika aus rechtlicher Sicht ein Arbeitsverhältnis.
So ist beispielsweise für ein freiwilliges Praktikum oder für eine Einstiegsqualifizierung der Abschluss eines Praktikumsvertrages notwendig. Übrigens wird empfohlen, auch bei den anderen Praktikumsarten einen Praktikumsvertrag bzw. -vereinbarung abzuschließen. Ebenso muss das Thema Mindestlohn berücksichtigt werden. Ob das Praktikum ggf. den Regelungen zum Mindestlohn unterliegt, können Sie hier erfahren.
Bei allen Praktikumsarten müssen übergreifende Regelungen bezüglich Arbeitsschutz und Arbeitszeiten, Urlaubsanspruch und Krankentagen berücksichtigt werden.
Auch im Hinblick auf die Zielgruppe sollte berücksichtigt werden, dass bei Jugendlichen in einem Praktikumsverhältnis unter 18 Jahren, das Jugendarbeitsschutzgesetz greift.
Lassen Sie sich hierzu bei Ihrer zuständigen Stelle oder dem zuständigen Träger der Maßnahme beraten, um auf der sicheren Seite zu sein. Ebenso erhalten Sie Vordrucke für Verträge in der Regel ebenfalls bei Ihrer zuständigen Stelle. So vermeiden Sie Unstimmigkeiten und legen Rahmenbedingungen fest.
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